Hass. Was ist das eigentlich und woher kommt er? Wir alle hassen – etwas oder jemanden. Heute werden wir, mehr denn je, mit Hass konfrontiert. Hassbriefe, Shitstorms und vieles mehr. Man könnte meinen, wir leben in einer zutiefst vom Hass erfüllten Welt. Dabei gehört der Hass zur Grundausstattung unserer Emotionspalette. Angst, Wut, Ekel, Freude, Trauer, Verachtung, Überraschung, Liebe und eben der Hass. Können wir dem Hass also nicht entkommen?
In einer Zeit, in der twitternde Präsidenten, die Standards des Sagbaren immer wieder neu auf Talfahrt schicken, muss man sich ernsthaft fragen: Ist dies die neue Normalität in der wir leben (wollen)? Täglich lesen wir von Dingen, die uns aus der Haut fahren lassen und doch breitet sich Ernüchterung aus. Über etwas, worüber wir uns vor kurzem noch aufgeregt hätten, haben wir heute schon keine Lust mehr zu sprechen. Hass hat auch viel mit Bequemlichkeit und Trägheit zu tun. Sich über etwas zu echauffieren ist einfacher, als etwas anzupacken und zu verändern.
Soziale Medien werden mehr und mehr zu asozialen Medien, in denen sich lange geglaubter unvorstellbarer Hass bahnbricht. Von Greta Thunberg über Angela Merkel werden gerade Personen im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens, zur Projektionsfläche von Respektlosigkeit und Hetze. Hass scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Dies bedeutet aber nicht, dass wir uns dem Hass unterwerfen müssen oder gar alles hassen müssen. Vielmehr sollten wir das Verlernte wieder erlernen. Sich Zeit zu nehmen, Abstand zu Dingen zu gewinnen, zu differenzieren, abzuwägen, zuzuhören, offen zu sein, sich in das Gegenüber hineinzudenken und einfach leben zu lassen. Zu hassen und wütend zu sein gehört zum Menschsein dazu. Es gehört aber auch dazu, sich nicht davon überwältigen zu lassen.
Was können wir nun daraus lernen? Vielleicht, dass Worte letzten Endes doch Gewicht haben und keine Worthülsen sein dürfen. Diese Bedeutung ist zwar fragiler geworden im Jahr 2019, aber sie ist immer noch da und darf zurückerobert werden. Denn Hass hat sich immer aus dem Verständnis heraus definiert, die Beweggründe des anderen zu verstehen – oder eben nicht verstehen zu wollen.
Was bedeutet Hass nun für jemanden ganz persönlich? Wie geht man damit um und kann man auch etwas Gutes aus dem Hass ziehen und diesen für sich nutzbar machen?
Die neuste Ausgabe des Unstable Magazine beschäftigt sich nicht nur mit dem Hass im Allgemeinen. Im Folgenden erwarten euch ganz persönliche Geschichten, merk- und fragwürdige Erlebnisse, offene Geständnisse und dunkle Geheimnisse, in denen wir uns dem Hass gestellt haben.