Missachtung ist die kleine Schwester des Hasses. Behaupte ich jetzt mal so. Wenn einem die Energie fehlt, etwas oder jemanden wirklich aktiv zu hassen, dann schaltet man eben in den kaum freundlicheren Modus des Ignorierens. Soweit, so theoretisch.
Im Internet findet dieses Prinzip, fast unbemerkt, eine ganz praktische Anwendung. Und damit meine ich weder die gern genutzte Block-Funktion für bzw. gegen andere User, die ungefragt an einen „herangetreten“ sind, noch meine ich den zum Beispiel auf YouTube beliebten Daumen-runter-Button (auch so ein kleiner Verwandter des Hasses).
Nein, Ich meine vielmehr all die links liegengelassenen Kollateralschäden von Likes und Hearts, von Bingewatch und Dauerrotation: all die unbeachtet Ungesehenen, die unentdeckt Ungehörten, um nicht zu sagen – all die Unter-den-Teppich-Gefallenen.
💔🎵
Das beliebteste Beispiel für einen Webspace dieser Ungeliebten dürfte Forgotify sein. Wie, noch nie von gehört? Richtig, genau darum geht’s dabei auch: Der Service sammelt alle Songs, die noch nie über Spotify abgespielt wurden, und verhilft ihnen so zu einer zweiten Chance. Eine Art digitales Vergissmeinnicht als Antwort auf anhaltendes ignoriert Werden.
Hier übrigens meine Top-5 an spontanen Neuentdeckungen:
Oha.
Naja.
Äh.
Öh.
Huch, das geht ja sogar!
🚫🧡
Irgendwo zwischen ungeliebt und ungesehen spielte sich auch eine kleine Weile lang No likes yet ab: Ungeherzte Fotos hofften hier auf ein bisschen Liebe. Aktuell scheint aber der ganze Service keine Zuwendung mehr zu erfahren. Kein Wunder wahrscheinlich, wenn Instagram per se dabei ist, die Aufmerksamkeitswährung der Herzen aktuell runterzufahren.
Wo man über noch mehr Ungeliebte stolpert? Wer sich gerne einmal anschauen möchte, was sich sonst kaum jemand ansieht, findet auf https://www.incognitube.com – "The least watched Youtube videos“ wie die Tagline des Services griffig zusammenfasst – sicherlich seine Nische.