CONTENTS

Hassliebe

Autor

Teresa Huschet

Jeder hat wahrscheinlich eine Sache, die er eigentlich hasst, aber dennoch nicht davon loskommt, suchtet, aufsaugt… Handy, Rauchen, Instagram, Influencer, Süßigkeiten, Trash TV, Sprachnachrichten … Die Liste könnte wohl ins Unendliche fortgesetzt werden. Irgendwie, irgendwo kommt man nicht von diesen Dingen los, obwohl man sie eigentlich gar nicht so sehr mag oder sagen wir, nicht gerne mögen würde.

Eine Art Hassliebe also

Der Duden übersetzt diesen Begriff mit „starke Gefühlsbindung, die aufgrund von Disharmonie oder Nichtübereinstimmung zwischen Hass und Liebe wechselt“. Im ursprünglichen Sinne beschreibt dieses Wort die Beziehung zwischen zwei Personen. Die Hassliebe, um die es hier allerdings geht, dreht sich vielmehr um Dinge, um Personen, die wir nicht direkt kennen - und um Situationen.

Dennoch: Das Gefühl zwischen hassen und lieben passt perfekt. Aber wie kann es überhaupt soweit kommen, dass wir diese Dinge „lieben“?

Alltagssucht

Nehmen wir das Handy. Ich persönlich hasse es, ständig erreichbar zu sein, immer wieder und total unterbewusst das Handy zu zücken, draufzuschauen, Instagram zu öffnen, Mails zu aktualisieren … Und dabei irgendwie abwesend zu sein. Völlig unnötigerweise Zeit damit zu verbringen, obwohl man gerade was anderes oder einfach mal gar nichts tun könnte.

Beim Handy ist die Hassliebe ja noch nachvollziehbar. Es verbringt mehr Zeit mit uns, als alles andere. Ist immer ganz nah bei uns, mit genügend Strom umsorgt, vor Wind und Wetter geschützt und es wird in regelmäßigen Abständen aus dem Schlaf gerufen und mit unserer Aufmerksamkeit bespaßt. Dem geht’s gut, aber es hat ja auch jede Menge zu tun…. Fotografieren, Schritte zählen, Passwörter merken, Nachrichten senden und empfangen, Termine, Kontakte, Fotos, Dokumente, Tickets speichern, soziale Kontakte pflegen … Klar, dass wir davon schon fast abhängig sind. Und wer kennt nicht das Gefühl, wenn man für kurze Zeit denkt - Handy weg! Hilfeeee!

Fremdscham außer Kontrolle

Aber nehmen wir das Beispiel Trash TV. Eine Hassliebe aus dem Buche. Wer kennt das nicht, eigentlich ist das, was da läuft total absurd, irgendwie dumm und eigentlich sollte man es nicht unterstützen… Aber irgendwas bringt uns dazu doch hinzugucken und nicht wegschalten zu können. Das ist wie Chips essen. Einmal angefangen ist es SOOO schwer wieder aufzuhören. Ok, sind wir ehrlich… es ist manchmal einfach witzig.

Obwohl es auch dabei Unterschiede gibt. Ich persönlich befolge die Regel: Schaue nur solche Trash TV Formate, in denen die Protagonisten wissen, dass sie Teil einer Bespaßungsmaschinerie sind und ganz bewusst Bock auf Kamera, “fame” und co. haben. Das perfekte Beispiel hierfür - Bachelor in all seinen Formen und Farben. Hier liegen Fremdschäm- und Absurditätsfaktor bei 100%, aber es ist einfach so witzig anzuschauen und am nächsten Tag im Büro darüber zu quatschen. Allein die Sätze und Sprüche, die die Kandidaten von sich geben, lassen nur Kopfschütteln und Lachanfälle übrig.

Mein persönliches Lieblingszitat aus der letzten Folge Bachelor in Paradise (nach kurzer Recherche): „Bro Andi, der ist ein Fisch im Wasser. Der hat im pazifischen Ozean ein Praktikum gemacht.“

Alles hat ein Ende nur die Hassliebe zwei?

Zwei Hasslieben - zwei Enden:

So verrückt und kontrollmäßig sich zwar Funktionen wie Bildschirmzeit, Nachtmodus und co. anfühlen, so schockierend und augenöffnend sind sie ja irgendwie. Mittlerweile versuche ich das Handy mit dem Ankommen in der Wohnung schon wegzulegen und später eintrudelnde Nachrichten (okay, sagen wir die meisten - wichtige Nachrichten beantworte ich schon) erst am nächsten Tag zu beantworten. Und mein Nachtmodus startet schon um 8, das Handy soll ja schließlich auch genügend Ruhe bekommen. Hier habe ich das Gefühl die Hassliebe unter Kontrolle zu haben.

Aber wie ist das bei Trash TV? Ich glaube ein Teil in mir braucht das weiterhin. Es ist einfach zu witzig und die Nachberichterstattungen und Gespräche darüber im Büro zu unterhaltsam, als dass man einfach damit aufhören könnte. Eigentlich hasse ich mich dafür … aber naja immerhin ich bin nicht alleine :-D.

Hassliebe light

Und vielleicht tut ein bisschen Hassliebe ja auch gut. Irgendwie zeigt sie einem doch auf anschauliche Weise, dass wir die Dinge, die wir eigentlich nicht mögen und dennoch nicht davon loskommen, irgendwo hinterfragen sollten.

Unser Wertesystem wird quasi auf die Probe gestellt und fordert uns auf, wenigstens ein bisschen schlechtes Gewissen/Gefühl zu haben.

„Hate, hate, hate. Double hate.“

[{"type":"intro","content":"\u003Cp\u003EJeder hat wahrscheinlich eine Sache, die er eigentlich hasst, aber dennoch nicht davon loskommt, suchtet, aufsaugt\u2026 Handy, Rauchen, Instagram, Influencer, S\u00fc\u00dfigkeiten, Trash TV, Sprachnachrichten \u2026 Die Liste k\u00f6nnte wohl ins Unendliche fortgesetzt werden. Irgendwie, irgendwo kommt man nicht von diesen Dingen los, obwohl man sie eigentlich gar nicht so sehr mag oder sagen wir, nicht gerne m\u00f6gen w\u00fcrde.\u003C\/p\u003E"},{"type":"text","content":"\u003Ch3\u003EEine Art Hassliebe also\u003C\/h3\u003E\n\u003Cp\u003EDer Duden \u00fcbersetzt diesen Begriff mit \u201estarke Gef\u00fchlsbindung, die aufgrund von Disharmonie oder Nicht\u00fcbereinstimmung zwischen Hass und Liebe wechselt\u201c. Im urspr\u00fcnglichen Sinne beschreibt dieses Wort die Beziehung zwischen zwei Personen. Die Hassliebe, um die es hier allerdings geht, dreht sich vielmehr um Dinge, um Personen, die wir nicht direkt kennen - und um Situationen.\u003C\/p\u003E\n\u003Cp\u003EDennoch: Das Gef\u00fchl zwischen hassen und lieben passt perfekt. Aber wie kann es \u00fcberhaupt soweit kommen, dass wir diese Dinge \u201elieben\u201c? \u003C\/p\u003E\n"},{"modifier":["small"],"image":{"alt":null,"lazy":"lqip","src":{"src":"\/media\/common\/Hassliebe2.gif"},"srcset":[{"unit":"w","width":490,"src":"\/media\/common\/Hassliebe2.gif"},{"unit":"w","width":710,"src":"\/media\/common\/Hassliebe2.gif"}],"sizes":[{"condition":"min-width: 768px","width":"490px"},{"width":"100vw"}]},"caption":"","type":"image"},{"type":"text","content":"\n\u003Ch3\u003EAlltagssucht\u003Cbr \/\u003E\u003C\/h3\u003E\n\u003Cp\u003ENehmen wir das Handy. Ich pers\u00f6nlich hasse es, st\u00e4ndig erreichbar zu sein, immer wieder und total unterbewusst das Handy zu z\u00fccken, draufzuschauen, Instagram zu \u00f6ffnen, Mails zu aktualisieren \u2026 Und dabei irgendwie abwesend zu sein. V\u00f6llig unn\u00f6tigerweise Zeit damit zu verbringen, obwohl man gerade was anderes oder einfach mal gar nichts tun k\u00f6nnte.\u003C\/p\u003E\n\u003Cp\u003EBeim Handy ist die Hassliebe ja noch nachvollziehbar. Es verbringt mehr Zeit mit uns, als alles andere. Ist immer ganz nah bei uns, mit gen\u00fcgend Strom umsorgt, vor Wind und Wetter gesch\u00fctzt und es wird in regelm\u00e4\u00dfigen Abst\u00e4nden aus dem Schlaf gerufen und mit unserer Aufmerksamkeit bespa\u00dft. Dem geht\u2019s gut, aber es hat ja auch jede Menge zu tun\u2026. Fotografieren, Schritte z\u00e4hlen, Passw\u00f6rter merken, Nachrichten senden und empfangen, Termine, Kontakte, Fotos, Dokumente, Tickets speichern, soziale Kontakte pflegen \u2026 Klar, dass wir davon schon fast abh\u00e4ngig sind. Und wer kennt nicht das Gef\u00fchl, wenn man f\u00fcr kurze Zeit denkt - Handy weg! Hilfeeee!\u003C\/p\u003E\n\u003Ch3\u003EFremdscham au\u00dfer Kontrolle\u003C\/h3\u003E\n\u003Cp\u003EAber nehmen wir das Beispiel Trash TV. Eine Hassliebe aus dem Buche. Wer kennt das nicht, eigentlich ist das, was da l\u00e4uft total absurd, irgendwie dumm und eigentlich sollte man es nicht unterst\u00fctzen\u2026 Aber irgendwas bringt uns dazu doch hinzugucken und nicht wegschalten zu k\u00f6nnen. Das ist wie Chips essen. Einmal angefangen ist es SOOO schwer wieder aufzuh\u00f6ren. Ok, sind wir ehrlich\u2026 es ist manchmal einfach witzig. \u003C\/p\u003E\n\u003Cp\u003EObwohl es auch dabei Unterschiede gibt. Ich pers\u00f6nlich befolge die Regel: Schaue nur solche Trash TV Formate, in denen die Protagonisten wissen, dass sie Teil einer Bespa\u00dfungsmaschinerie sind und ganz bewusst Bock auf Kamera, \u201cfame\u201d und co. haben. Das perfekte Beispiel hierf\u00fcr - Bachelor in all seinen Formen und Farben. Hier liegen Fremdsch\u00e4m- und Absurdit\u00e4tsfaktor bei 100%, aber es ist einfach so witzig anzuschauen und am n\u00e4chsten Tag im B\u00fcro dar\u00fcber zu quatschen. Allein die S\u00e4tze und Spr\u00fcche, die die Kandidaten von sich geben, lassen nur Kopfsch\u00fctteln und Lachanf\u00e4lle \u00fcbrig.\u003C\/p\u003E\n\u003Cp\u003EMein pers\u00f6nliches Lieblingszitat aus der letzten Folge Bachelor in Paradise (nach kurzer Recherche): \u201eBro Andi, der ist ein Fisch im Wasser. Der hat im pazifischen Ozean ein Praktikum gemacht.\u201c\u003C\/p\u003E\n\u003Ch3\u003EAlles hat ein Ende nur die Hassliebe zwei?\u003C\/h3\u003E\n\u003Cp\u003EZwei Hasslieben - zwei Enden: \u003C\/p\u003E\n\u003Cp\u003ESo verr\u00fcckt und kontrollm\u00e4\u00dfig sich zwar Funktionen wie Bildschirmzeit, Nachtmodus und co. anf\u00fchlen, so schockierend und augen\u00f6ffnend sind sie ja irgendwie. Mittlerweile versuche ich das Handy mit dem Ankommen in der Wohnung schon wegzulegen und sp\u00e4ter eintrudelnde Nachrichten (okay, sagen wir die meisten - wichtige Nachrichten beantworte ich schon) erst am n\u00e4chsten Tag zu beantworten. Und mein Nachtmodus startet schon um 8, das Handy soll ja schlie\u00dflich auch gen\u00fcgend Ruhe bekommen. Hier habe ich das Gef\u00fchl die Hassliebe unter Kontrolle zu haben. \u003C\/p\u003E\n\u003Cp\u003EAber wie ist das bei Trash TV? Ich glaube ein Teil in mir braucht das weiterhin. Es ist einfach zu witzig und die Nachberichterstattungen und Gespr\u00e4che dar\u00fcber im B\u00fcro zu unterhaltsam, als dass man einfach damit aufh\u00f6ren k\u00f6nnte. Eigentlich hasse ich mich daf\u00fcr \u2026 aber naja immerhin ich bin nicht alleine :-D. \u003C\/p\u003E\n"},{"modifier":["small"],"image":{"alt":null,"lazy":"lqip","src":{"src":"\/media\/common\/IwishIcould.gif"},"srcset":[{"unit":"w","width":490,"src":"\/media\/common\/IwishIcould.gif"},{"unit":"w","width":710,"src":"\/media\/common\/IwishIcould.gif"}],"sizes":[{"condition":"min-width: 768px","width":"490px"},{"width":"100vw"}]},"caption":"","type":"image"},{"type":"text","content":"\n\u003Ch3\u003EHassliebe light\u003C\/h3\u003E\n\u003Cp\u003EUnd vielleicht tut ein bisschen Hassliebe ja auch gut. Irgendwie zeigt sie einem doch auf anschauliche Weise, dass wir die Dinge, die wir eigentlich nicht m\u00f6gen und dennoch nicht davon loskommen, irgendwo hinterfragen sollten. \u003C\/p\u003E\n\u003Cp\u003EUnser Wertesystem wird quasi auf die Probe gestellt und fordert uns auf, wenigstens ein bisschen schlechtes Gewissen\/Gef\u00fchl zu haben.\u003C\/p\u003E"}]