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Relaunch of old stuff: Upcycling

Aus Alt mach Neu – Wie wir alten Gegenständen mit ein bisschen Kreativität ein neues Leben schenken können.

Autoren

Längst vergessene Transparente, Vinyl Cover und Fahrrad-Schläuche feiern ihren Relaunch als Tasche, Armband oder Tisch.

Der Relaunch, die Gestaltung einer neuen Version, funktioniert nicht nur bei Webseiten. Wir haben zunächst einen Grundbaustein, etwas, was wir bereits einmal geschaffen haben. Aber das gefällt uns nun nicht mehr, wir wollen etwas anderes, besseres: Layout, Struktur und Oberfläche werden verändert und schließlich stolz der Öffentlichkeit präsentiert.

Dieser Grundbaustein kann ebenso gut ein am Strand aufgegabelter Holzrest oder ein unachtsam liegen gelassener Plastikbecher sein. Nicht selten wird dieser wertvolle „Müll“ zwar gesehen, aber doch dort liegen gelassen. Landet er im Meer, wird ein ganzes Ökosystem gefährdet. Vor allem Plastik kann sich erst nach mehreren hundert Jahren komplett zersetzen. Bis dahin greift er in die Nahrungskette vieler Meerestiere und Vögel ein.

Heute, wo viele von uns im Überfluss Leben und immer das Neueste, Stylischste und Angesagteste besitzen wollen, kann man sich kaum noch vorstellen, Dinge eben nicht neu zu kaufen, sondern aus Altem etwas Neues zu schaffen und dabei seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Doch natürlich gibt es sie noch, die kreativen Köpfe unter uns, die mit ihren Ideen der Wegwerfgesellschaft entgegentreten wollen. Was also lässt sich zum Beispiel mit Strandgut anfangen? Unter anderem kann daraus ein trendiger Tisch gebaut werden, der ohne Zweifel auch als teures Designerstück durchgehen könnte.

Was steckt hinter dem Relaunch-Trend von Rohstoffen?

Das fancy-klingende Kürzel „DIY“ („Do It Yourself“) ist mittlerweile schon fast jedem Menschen bekannt, der nicht hinter dem Mond lebt. Im Kommen ist zurzeit aber eine etwas andere Bewegung, die durchaus mit DIY verbunden werden kann: „Upcycling“. Abfallprodukte, die, wie es zunächst scheint, nicht mehr von Nutzen sind, werden in neuwertige Produkte umgewandelt. Der Begriff stammt von dem Ingenieur Reiner Pilz, der 1994 in der britischen Zeitschrift „Salvo“ seine Meinung zu Recycling abgab: „[…] ich nenne es Downcycling. Sie schlagen Steine kaputt, sie schlagen alles kaputt. Was wir brauchen ist Upcycling, bei dem alte Produkte einen höheren Wert erhalten, keinen geringeren.“.

Zahlreiche Internet-Blogs, darunter auch der von Haute*Nature zeigen uns, wie Upcycling geht und wecken unsere Begeisterung für das Alte, was wir beinahe schon in den Müll geschmissen hätten. Die Ideen reichen vom kleinen Armband aus übriggebliebenen Buntstift-Stummeln bis hin zum „Bottle-House“ – einem Haus aus recycelten Glasflaschen, die im Sonnenlicht ein leuchtend buntes Farbenspiel zaubern. Vor allem in den USA werden diese Häuser immer beliebter und können sich wirklich sehen lassen. Wer aber kein Interesse an einem Groß-Projekt hat und erstmal kleiner anfangen will, sollte sich vielleicht einmal auf Omas Dachboden nach alten Koffern umsehen. Aus diesen lassen sich einzigartige Höcker und Stühle bauen, die sonst sicher nirgendwo zu kaufen und gleichzeitig noch fair hergestellt sind.

Rohstoffe werden nicht nur in Form von Schmuckstücken, Taschen oder Möbeln zum neuen Leben erweckt: Auch auf dem Kleidermarkt gibt es zahlreiche recycelte Stücke. Einer der Hersteller ist das Label Ecoalf.

Der Gründer Javier Goyeneche wollte das verschwendende Verhalten unserer Gesellschaft nicht weiter akzeptieren. Trübsal blasen und sich nur darüber aufregen bringt nichts, weshalb er seinen Ärger nutzte, um daraus eine Idee wachsen zu lassen. Seit 2009 stellt er nun mit seinem Label Kleidung aus recycelten Materialien her. Seien es Fischernetze, PET-Flaschen oder alte Autoreifen, die teils mechanisch verarbeitet werden. Die Preise sind letztendlich nicht höher als die renommierter Marken: Eine Daunenjacke gibt es ab 170 Euro.

Doch wie verarbeitet man überhaupt PET-Flaschen zu Stoffbahnen, die letztendlich in tragbare Kleidung gewandelt werden können?

Bis zum Relaunch der Flaschen ist ein mehrstufiger Prozess nötig. Zunächst werden sie gewaschen und auf eine einheitliche Größe zerkleinert. Die körnigen Teile mit dem Namen „Pellets“ werden daraufhin erhitzt und eingeschmolzen. Das Material, das daraus entsteht, wird zu einem Garnfaden verbunden, der auf eine Spindel aufgerollt wird. Schließlich wird der Stoff gewebt, aus dem Kleidungsstücke, aber auch Rucksäcke, Taschen, Teppiche oder Schuhe entstehen können.

Lasst uns vielleicht auch einen kleinen Relaunch im Kopf vornehmen und überlegen gleich dreimal, bevor wir alte Fußbälle, Sitzgurte oder Fahrradschläuche der Schrottwelt überlassen. Womöglich können wir unsere „creative minds“ nutzen und daraus doch noch echte Schätze basteln, die nicht nur uns, sondern auch der Umwelt guttun.

1 Thornton Kay: Salvo in Germany. Salvo Monthly No 23, Oktober 1994, S. 14

Drei Coverversionen, die das Original an die Wand nageln

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