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About Body Relaunch

„Relaunch“ : Neustart / Neubeginn / alles auf Anfang / Bekanntes neu interpretieren / Ein neuer frischer Wind für etwas, was schon da ist ...

Autor

Claudia Huneke

Der Begriff Relaunch beschreibt einen Neuanfang, oder eine Art Neueinführung. Ist es auch möglich den eigenen Körper einem Relaunch zu unterwerfen, einen Neubeginn zu starten? Sich selbst neu zu gestalten?

Aber ja! Heutzutage, da die Möglichkeiten der Operationen schier unendlich zu sein scheinen, ist der Relaunch des Körpers kaum mehr aus unserer Welt wegzudenken. Die Veränderungen hierbei sind allerdings sehr divergent.

Da gibt es den Soft Launch: Veränderungen, die nur wenigen auffallen und die nur einen zarten Hauch einer Veränderung darstellen. Abstehende Ohren werden angelegt, krumme Nasen leicht begradigt, Krampfadern entfernt, Lippen aufgefüllt. Dieser Soft Launch, der sich leise in unseren Gesichtern und Körpern widerspiegelt, ist oftmals nur ein kleiner Schritt. Doch ist dieser Einschnitt zufriedenstellend? Ist man am Ende des Neuanfangs und bleibt dabei? Oder ist der Soft Launch nur der Beginn von etwas viel Grösserem, Nervenaufreibendem, Unglaublichen?

Der Relaunch des Körpers wird an einigen Stellen auf die Spitze getrieben und ist doch faszinierend. Ein japanischer Trend bezeichnet diese Veränderungen des Körpers als Bodymodification (kurz Bodymod). Es ist die absichtliche Manipulation des menschlichen Körpers, wobei hier nicht von einem einfachen Piercing oder einer schlichten Tätowierung die Rede ist. Hier werden munter Hörner unter die Stirn operiert, Zungen gespalten, Beulen in das Gesicht infusioniert...
Aber was bringt diese Menschen dazu, sich diesem schmerzhaften Prozedere auszuliefern und ihren Körpern durch ungewöhnliche Formen verändern zu wollen? Neben der rituellen Idee nach der Überwindung des Schmerzes ist es die Frage nach der Identitätsfindung, die viele antreibt als auch der Wunsch nach Individualität. Diese Bodymodifications sind auf traditionelle Rituale zurückzuführen, welche von diversen Völkern seit Jahrhunderten praktiziert wurden.

Auch in der Kunst gibt es die Idee eines Relaunches des Körpers. Die Künstlerin Orlan begann bereits 1980 damit, sich immer wieder Operationen zu unterziehen, um aus künstlerischer Sicht das Recht auf die eigene Gestaltung des Körpers zu beanspruchen.

Orlan beschränkt sich vorrangig auf die Transformation des Gesichts, da dieses in erster Linie mit der Identifikation einer Person einhergeht. Ihr Körper wird zur Software, sagt Orlan selbst und ihre Performances sind nichts für zartbeseitete, da sie die Operationen am Gesicht mit örtlicher Betäubung zulässt und die Operation als Performance zelebriert. Die Operation wird so als künstlerisches Medium gegen die Diktatur auferlegter Schönheitsstandards benutzt.

"Das Tabu der Unantastbarkeit des Leibes wird entweiht." (Sofie Buchwald in "Lebendige Bilder und künstliches Leben")

Der Körper (der Leib) scheint also in unserer gegenwärtigen Zeit scheinbar keine Grenzen mehr zu besitzen. Alles ist möglich, höher, schneller, weiter. Ein Relaunch, eine Selbstoptimierung jagt die nächste. Franziska Nori, die Leiterin des Frankfurter Kunstvereins beschreibt das Phänomen wie folgt: "Der zu grenzenloser Fantasie fähige menschliche Geist ist gefangen in einem höchst begrenzten menschlichen Körper."

Es ist nicht abzusehen, wie weit wir gehen, uns neu zu erschaffen, neu zu erfinden und welche Grenzen dafür überschritten werden (müssen). Wird der Körper am Ende obsolet, wenn der letzte Relaunch des Körpers womöglich der Avatar des eigenen Selbst ist?

Walden – ein romantischer Relaunch

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