Hajo, der einzige Amazon-Lieferant, der bei seinen Auslieferungen bemerkenswerterweise auf der Fahrbahn statt auf dem Fahrrad-Streifen parkte, hatte vor Weihnachten wieder arg viel zu tun. Trotzdem merkte er, dass es weniger Arbeit als die Jahre zuvor war. Kein Ahnung woran es lag - die Pandemie, oder dass die Leute doch merkten, dass Amazon ein Kack-Laden ist … Die Auslieferungen waren trotzdem lang und er kam immer total ausgelaugt nach 11-12 Stunden nach Hause.Deshalb war er auch gar nicht amüsiert, als bei Wenzels auf sein Klingeln keiner aufmachte, obwohl offenbar jemand zuhause war. Im kühlen Treppenhaus des Wohnblocks hallte das Klappern des Briefschlitzes sehr laut, mit dem offenbar zwei Kinder sich eine Spaß mit ihm erlaubten.„Paket für sie!“ rief er leicht entnervt. Aber die Tür blieb zu. Der Briefschlitz klapperte weiter. Dahinter kindliches Kichern und Kreischen.„Na dann eben nicht“, dachte er. Ein Gutes hatte diese scheiß-Pandemie: der Empfänger muss das Paket nicht mehr per Unterschrift quittieren. Er stellte das Paket vor die Tür und ging wieder. Kurz bevor die Haustür ins Schloss fiel hörte er noch, wie die Wohnungstür sich öffnete.