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RE:THINK - Digital waste

Ein Plädoyer für mehr Nachhaltigkeit in der Digitalbranche

Autor

Wanda Martini

Unser Planet ertrinkt in Müll. Jeden Tag werden neue T-Shirts und Smartphones hergestellt, die niemand braucht und früher oder später im Keller, auf einer Mülldeponie oder bestenfalls in einem Second-Hand-Laden landen.

Ein Blick in unsere digitale Welt zeigt, dass wir vor ähnlichen Herausforderungen stehen: Die Anzahl der Websites hat die Milliarden-Grenze schon lange erreicht. Es gibt viele Millionen Apps - die meisten davon ohne relevante Nutzerzahl. Ganz zu schweigen von den YouTube-Videos, die nie jemand sehen wird. Und das ist nur der quantitative Müll. Dienste wie Facebook, Snapchat oder Netflix arbeiten ständig an neuen Möglichkeiten, ihre Nutzer noch länger an ihre Anwendung zu fesseln: Endlose Streams mit Informationen und Posts ohne echten Mehrwert, automatisch abspielende Videos, die dem Nutzer die Entscheidung abnehmen, ob er noch eine Folge gucken will. Die digitale Welt hat eindeutig ein Müllproblem - und wir als Produktmanager, Designer und Entwickler sind Mitverursacher dieses Problems.

Doch wieso ist das eigentlich ein Problem? Es ist ja nur Code. An Code verenden keine Meerestiere und Code hat keinen Einfluss auf die Luftschadstoffe in unseren Städten.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn wir verschwenden Energie. Und nein, gemeint ist diesmal nicht der immense Stromverbrauch, den unser digitalisierter Lebensstil verursacht (kleiner Exkurs: Eine Suchanfrage bei Google verursacht umgerechnet zwei Gramm CO2 Ausstoß). Die Rede ist von den Menschen, deren Energie heute im digitalen Raum verschwendet wird.

Das Hicksche Gesetz beschreibt den Zusammenhang zwischen der Reaktionszeit und der Anzahl an Auswahlmöglichkeiten. Je mehr Inhalte zu einem Thema, je mehr Apps zu einem Service der Nutzer also zur Auswahl hat, desto länger braucht er, um zum Ziel zu gelangen. Das führt dazu, dass die digitale Welt - die ja eigentlich unseren Alltag einfacher machen und sinnvoll ergänzen sollte - immer mehr Zeit beansprucht und Stress verursacht. Statistiken belegen, dass die ständige Verfügbarkeit von Informationen und Ablenkung negative Auswirkungen auf die menschliche Psyche hat. Das Wertesystem von Kindern wird beeinflusst durch die Realität der sozialen Medien. Die Qualität von sozialen Beziehungen verändert sich. Alles in allem irgendwie schon ein Problem, oder?

Doch wer soll daran etwas ändern? Die Unternehmen, die durch diese Inhalte und Funktionen Profit machen? Oder sollen die Nutzer selbst die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen? Eher unwahrscheinlich. Wir als Produktmanager, Designer und Entwickler haben Verantwortung für die digitale Welt und für diejenigen, die sich darin aufhalten. Zwar sind wir am Ende des Tages auch nur ein Teil des Systems und abhängig vom Erfolg eines Produkts. Aber wer, wenn nicht wir, kann die Art und Weise, wie diese Produkte erfolgreich werden, beeinflussen? Es ist an der Zeit, dass ein Umdenken stattfindet und dass wir unsere Verantwortung ernst nehmen.

Was mich Bhav gemacht hat

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